Jubiläumsankündigung
starke Partner säumen den Weg
„wellcome“ feiert 15jähriges Jubiläum in der Region Allgäu
„Du hast ein Baby im ersten Lebensjahr? Du wünschst dir Entlastung im Alltag? Dann ist wellcome genau das Richtige für dich!“ Der Flyer zeigt ein lächelndes Babygesicht, darunter steht: „Wir sind für euch da!“
Das Projekt „wellcome – Praktische Hilfe nach der Geburt“ wurde 2002 von der Sozialpädagogin Rose Volz-Schmidt in Hamburg gegründet. Aktuell gibt es rund 230 Standorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Auf die Initiative der Stiftung Liebenau wurde vor 16 Jahren auch im Landkreis Ravensburg ein „wellcome“-Projekt gestartet. Nur ein Jahr später, in Kooperation mit der Stiftung St. Anna, auch im Altkreis Wangen. „Das Interesse ist groß, viele junge Eltern nehmen die Unterstützung dankbar in Anspruch.“, betont Projektkoordinatorin Corinna Muderer im Gespräch mit der Redaktion.
In Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin Silke Haller, die für die Region Schussental zuständig ist, hat die Sozialpädagogin das Angebot in Leutkirch und Umgebung aufgebaut.
Der Vorschlag ihres damaligen Chefs, „wellcome“ in der Region Allgäu zu koordinieren, kam für Corinna Muderer genau zum richtigen Zeitpunkt. „Meine Tochter war zwei Jahre alt und ich wollte gerade wieder in meinen Job bei St. Anna einsteigen.“ Sie machte also gerade selbst die Erfahrung, was es heißt, Eltern zu sein, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. „Ich war von Anfang an mit Leidenschaft dabei.“, erinnert sie an die Zeit, als sie die Flyer persönlich in Arztpraxen und Beratungsstellen auslegte und das Projekt vorstellte.
Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehört, Ehrenamtliche zu finden, die den jungen Familien ihre Hilfe anbieten. „Ich lerne die Ehrenamtlichen in einem persönlichen Gespräch kennen. Meist weiß ich schon nach den ersten 30 Sekunden, ob wir zusammenpassen.“, berichtet Corinna Muderer.
Auf was kommt es an? „Gesunder Menschenverstand, das Herz auf dem rechten Fleck, liebevolles Interesse an jungen Familien, Offenheit und Toleranz gegenüber den frischgebackenen Eltern zu haben, das sind Kriterien für diese Aufgabe.“
Die Bewerberinnen bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen mit. „Es sind Frauen zwischen 40 und 65 Jahren, die meist erwachsene Kinder haben, aber noch keine Enkel, oder die Enkel wohnen weit weg. Andere wollen einfach einen Beitrag leisten und Gesellschaft mitgestalten.“
In einem Erstgespräch mit den jungen Familien ermittelt die Koordinatorin, welche Art von Hilfe diese sich wünschen. Die Unterstützung soll möglichst individuell auf die Situation der jeweiligen Familie zugeschnitten sein. Das kann ein Spaziergang mit dem Baby im Kinderwagen sein, damit die gestresste Mama mal Zeit für sich hat. Oder ein Besuch auf dem Spielplatz mit Geschwisterkindern, damit sich die Eltern ungestört ihrem Baby widmen können.
Was kostet „wellcome“? Neben einer einmaligen Vermittlungsgebühr von 10 Euro wird pro Stunde ein Betrag von bis zu 5 Euro angesetzt. „Das Durchschnittspaket beinhaltet eine Dauer von 3-5 Monaten, einmal die Woche für 2-3 Stunden.“, erklärt Corinna Muderer.
Während dieser Zeit fragt Corinna Muderer bei den Eltern regelmäßig nach, ob alles gut läuft. Falls Erstlingseltern noch etwas unsicher sind, wenn sie ihr Kind in die Obhut einer fremden Person geben sollen, bietet die Koordinatorin an, das erste Treffen zu begleiten.
Seit der Gründung vor 15 Jahren hat Muderer auch ein breitgefächertes Netzwerk von weiteren Hilfsangeboten aufgebaut. Sie vermittelt auf Wunsch Kontakte zu Babysittern, Krabbelgruppen, Tagesmüttern, Beratungsstellen, Hebammen oder zu Angeboten der Frühen Hilfen.
„Heute gibt es zwar viel Wissen und Beratung auf digitaler Ebene, trotzdem fühlen sich viele Familien alleingelassen und isoliert.“ Informationen im Internet ersetzen in ihren Augen niemals ein persönliches Gespräch. „Eltern schätzen den reichhaltigen Erfahrungsschatz der Ehrenamtlichen, die Ruhe die sie mitbringen, ihre Herzlichkeit und Versunkenheit ins kindliche Spiel. Oft werden sie als Mentorin gesehen, als bereichernde Ersatz-Oma. Und manchmal entstehen daraus Freundschaften sogar über die wellcome- Zeit hinaus.“
Infos zum Projekt und eine Spendenadresse gibt es unter www.stiftung-st-anna.de/wellcome
(Bericht am 15.10.25 in der SZ veröffentlicht)